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Leerstand?

Geschichtswerkstatt Du-Nord - Duisburg-Bruchhausen - Vom Abriss bedrohtes Haus
Vom Abriss bedrohtes
Haus, Duisburg-Bruckhausen.

Wir betreten das Haus durch die offen stehende Hintertür. Im Gegensatz zu den Fenstern des Erdgeschosses ist sie nicht mit Stahlblechen verschlossen, als wollte man Plünderern Einlass gewähren. Armes Haus, da hatte sich gerade noch jemand viel Mühe gegeben mit Dir... der Hausflur ist hellblau gestrichen, die Kacheln sind noch weiß, aber dann hat jemand die Kellertreppe herausgerissen, hat Schmutz und Scherben hinterlassen. Das schöne Treppengeländer ist zerbrochen, unten am Fuß. Im Erdgeschoss finden wir einen Raum, die Tapete über und über mit hellrosa Rosen gemustert. Sie sieht noch so unversehrt aus. Ein Raum zum Träumen. Doch die Lochbleche in den Fensteröffnungen lassen nur wenig Licht herein. 

Wir folgen der Treppe in den ersten Stock. Der Wind streicht durch die Räume, überall fehlen die Fenster, man hat sie herausgerissen. In einem der Zimmer, zur Gartenseite in roter Tapete, bringt er den Leuchter aus Glas zum klimpern. Hier hat bis vor acht Wochen eine Familie gewohnt, die sich ein Zuhause geschaffen hatte, das Abrissgebiet wurde. Orientalische Atmosphäre, teure, farbige Tapeten. Über der aufgerissenen Holzdecke bemerken wir alten Stuck. Durch die Fensteröffnungen sieht man die Häuser gegenüber, auch sie alt, auch sie fast alle ohne Fenster. Auch sie stehen leer und warten auf den Abriss. Aber seit wann? Und warum? Leerstand hat eine Geschichte.

Die Bewohner des Hauses sind nicht gern gegangen, das lassen auch die Papierfetzen vermuten, die der Wind durchs Treppenhaus hinunter geweht hat. Im zweiten Stock finden wir weitere: Ein zerrissener Mietvertrag, als Botschaft hinterlassen, eine hilflos wütende Geste, ein Symbol des Abschieds.


Text und Foto: Katrin Susanne Gems. 04.07.2010. © Geschichtswerkstatt Du-Nord.

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